Spinnfaeden zwischen 2 Grashalme
© www.ysbrandcosijn.com
Widerstandsfähig, aber unsicher

Die Weltwirtschaft zeigt sich im Jahr 2025 widerstandsfähig, bleibt jedoch von Unsicherheit geprägt. Wie Volkswirtin Bettina Hametner die Situation einschätzt, lesen Sie hier.

Finanzbedingungen haben sich entspannt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte zuletzt ein weltweites Wachstum von 3,0 % für 2025 und 3,1 % für 2026, was leicht über den April-Prognosen lag. Diese Aufwärtskorrektur ist auf eine stärkere Vorverlagerung wirtschaftlicher Aktivitäten, niedrigere US-Zölle und fiskalische Impulse in großen Volkswirtschaften zurückzuführen. Weiters haben sich die globalen Finanzbedingungen seit dem Frühjahr entspannt. Aktienmärkte haben sich erholt, die Volatilität ist gesunken und der US-Dollar hat sich abgeschwächt. 

Kaum mehr Gegenwind an den Märkten

Aktienmärkte und US-Dollar erholt

Die geäußerte Aufwärtskorrektur ist auf eine stärkere Vorverlagerung wirtschaftlicher Aktivitäten, niedrigere US-Zölle und fiskalische Impulse in großen Volkswirtschaften zurückzuführen. Die Aktienmärkte haben sich erholt, die Volatilität ist gesunken und der US-Dollar hat sich abgeschwächt.

Der IWF erwartet für die Eurozone 2025 ein moderates Wachstum von 1,0 Prozent und 2026 von 1,2 Prozent. Dabei wurde für 2025  um 0,2 Punkte nach oben korrigiert, vor allem wegen des starken BIP-Wachstums in Irland im ersten Quartal. Der Aufschwung wird von Investitionen und Exporten getragen, während der private Konsum an Schwung verliert.

Weiters erwartet der IWF für die USA 2025 ein Wachstum von 1,9 Prozent und 2026 von 2,0 Prozent. Dazu tragen niedrigere als ursprünglich angekündigte Zölle, günstige Kredite und staatliche Unterstützung bei. Das im Juli beschlossene Paket „One Big Beautiful Bill Act (OBBBA)“ soll mit Steueranreizen für Unternehmen zusätzlich Schwung geben.

Grafik Entwicklung reales BIP in den Industrieländer
Quelle: IHS, 17.07.2025 ¹ in % lt. AMS-Rechnung, ² in % des BIP
Weltweite Inflation sinkt

In seiner Prognose von Ende Juli geht der IWF von einem Rückgang der weltweiten Inflation auf 4,2 Prozent und im Jahr 2026 auf 3,6 Prozent aus. Während sich die Kerninflation weltweit deutlich abgeschwächt hat und nun unter 2 Prozent liegt, bleibt die Lage regional unterschiedlich. In den USA dürfte die Inflation über dem Zielwert bleiben, unter anderem wegen der Weitergabe von Zöllen und einem schwächeren Dollar. In der Eurozone hingegen wirken sich Währungsaufwertung und fiskalische Einmaleffekte dämpfend aus. In China bleibt die Gesamtinflation stabil, während die Kerninflation leicht angehoben wurde.

Der Welthandel zeigt sich im ersten Halbjahr 2025 robust, wurde jedoch stark durch sogenannte „Frontloading“-Effekte beeinflusst – also vorgezogene Importe und Investitionen in Erwartung höherer Zölle. Diese kurzfristige Dynamik wird sich voraussichtlich im weiteren Jahresverlauf abschwächen. Langfristig könnten transparente und multilaterale Handelsabkommen helfen, Unsicherheit zu reduzieren und Investitionen zu fördern.

Grafik Entwicklung reales BIP Entwicklungsländer
Quelle: IHS, 17.07.2025 ¹ in % lt. AMS-Rechnung, ² in % des BIP
Unsicherheiten bleiben

Dennoch bleibt die globale Konjunktur von erheblichen Unsicherheiten geprägt. Der IWF warnt vor möglichen Rückschlägen durch neue oder wieder eingeführte Zölle, geopolitische Spannungen und hohe Staatsverschuldung. Besonders kritisch ist die fragile Handelspolitik. Auslaufende Zollpausen ohne dauerhafte Einigung könnten protektionistische Maßnahmen neu entfachen.

Geopolitische Konflikte bleiben Unsicherheitsfaktoren

Auch geopolitische Konflikte – etwa im Nahen Osten oder in der Ukraine – könnten Lieferketten stören und die Inflation anheizen.

Zusätzlich belasten hohe Defizite in Ländern wie den USA das Vertrauen in die fiskalische Stabilität und könnten die Finanzmärkte destabilisieren

Redaktionsschluss: 29.07.2025
Erstellerin: Mag. Bettina Hametner, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG
Quellen: IWF