Ampel zeigt grün, Straßenverkehr im Hintergrund
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Österreichs Wachstumsampel: kurzfristig hellgrün, mittelfristig orange

Die mittelfristige Wirtschaftsleistung in Österreich präsentiert sich wie aktuell das Wetter: durchwachsen. Volkswirtin Bettina Hametner weiß mehr.

Bescheidener Wachstumskurs

Das Institut für Höhere Studien (IHS) bestätigt bei der Präsentation der neuen Mittelfristprognose für Österreichs Volkswirtschaft seine Einschätzung von Mitte Juni, dass Österreich heuer die Rezession hinter sich lassen und auf einen bescheidenen Wachstumskurs (2025 BIP: +0,1 %) einschwenken wird. Die Vorlaufindikatoren zeigen im Schnitt eine leichte Besserung.

Konjunktureller Tiefpunkt durchschritten

Bis 2029 wieder Normalauslastung

Österreichs Wirtschaft, so nehmen die Profis an, wird mittelfristig wachsen und bis 2029 zur Normalauslastung zurückfinden. Voraussetzung dafür ist, dass es keine weiteren externen Schocks gibt.

Derzeit liegt die gesamtwirtschaftliche Auslastung noch 1,5 % unter der Normalauslastung. Das Wachstum wird hauptsächlich vom privaten Konsum getragen, da die Haushalte ihre Sparquote von aktuell knapp 12 % bis zum Ende des Jahrzehnts auf etwa 8 % senken werden.

Mit steigender Kapazitätsauslastung wird die Arbeitslosenquote sinken, was sich positiv auf die Stimmung und Konsumneigung auswirkt. Die Sachkapitalbildung erholt sich langsam, bleibt aber verhalten. Die Außenwirtschaft dürfte aufgrund stärkerer Importe im Vergleich zu Exporten leicht negative BIP-Wachstumsbeiträge liefern.

Quelle: IHS, 17.07.2025 ¹ in % lt. AMS-Rechnung, ² in % des BIP
Archilleferse Arbeitskräfte

Unterm Strich fällt das zu erwartende jährliche Wirtschaftswachstum in den nächsten 5 Jahren mit durchschnittlich 0,9 % pro Jahr sehr verhalten aus und liegt um 0,4 Prozentpunkte unter dem Euroraumschnitt. Verantwortlich für die schwache Prognose sind die aufgrund der jahrelangen Überinflation gesunkene Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Produzenten und das schwierige internationale Umfeld.

Es wird erwartet, dass trotz Konsolidierungsmaßnahmen der Regierung das Defizit auch 2029 mit -3,2 % des BIP noch geringfügig über der Maastrichtgrenze liegen wird.

Das Grundproblem liegt im zu schwachen Wachstum des heimischen Produktionspotenzials. Von den drei Produktionsfaktoren entwickeln sich nur das Sachkapital und die Produktivität leicht positiv. Das Arbeitskräftepotenzial identifiziert das IHS als Archillesferse: Die Politik muss hier noch stärker ansetzen (Betreuung, Anreize zu Vollzeitarbeit oder längere Erwerbszeiten).

Quelle: WIFO, IHS, 26.06.2025

Redaktionsschluss: 17.07.2025
Erstellerin: Mag. Bettina Hametner, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG
Quellen: IHS