Österreich erzielte 2024 im Handel mit Gütern und Dienstleistungen einen Überschuss von 11,7 Mrd. Euro, was 2,4 Prozent des BIP entspricht. Ein Grund zur Freude? Volkswirtin Bettina Hametner weiß mehr.
Leistungsbilanzüberschuss trotz Rezession
In Anbetracht des schwierigen konjunkturellen Umfelds stimmen die für 2024 veröffentlichten Zahlen zunächst positiv. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn das hohe Plus entstand dadurch, dass die Güterimporte deutlich stärker als die Güterexporte zurückgingen, was insgesamt das Bild einer in Österreich überdurchschnittlich schwachen Konjunktur bestätigt.
Die wichtigsten Sektoren und Handelspartner
US-Zölle: Keine Panik, aber schlechtes Timing
Blickt man nur auf die Handelsbilanzüberschüsse, sind die Vereinigten Staaten sogar gleich bedeutend für Österreichs Außenhandel wie Deutschland. Für die USA hingegen fallen die Importe der Österreicher kaum ins Gewicht. Dementsprechend spannend also, wie es mit Trumps Zollvorstellungen weitergeht und welche konkreten Auswirkungen davon zu erwarten sind.
Dazu gibt es schon mehrere Annahmen. Die OeNB beziffert jedenfalls den Effekt der bis Mitte April veröffentlichten US-Zollmaßnahmen (inklusive der Annahme, dass die Ausnahme auf pharmazeutische Produkte fallen wird) auf -0,3 % des Bruttoinlandsprodukts. Das Wirtschaftsforschungsinstitut kam in einer Studie vom 26.5.2025 auf -0,68 Prozent.
Stärkste Betroffenheit zeichnet sich für die Pharmabranche ab
2024 gingen 8,7 % aller Güterexporte Österreichs in die Vereinigten Staaten. 25 % der Warenexporte Österreichs in die USA entfallen auf Motoren und mechanische Maschinen, knapp ein Fünftel auf pharmazeutische Produkte, ein Sechstel sind Kraftfahrzeuge. Im Durchschnitt über alle Gütergruppen beträgt die ab Juli zu kalkulierende Zollerhöhung knapp 20 Prozentpunkte. Am höchsten sind die Anstiege für Eisen und Stahl (+25 pp), Kfz (+24 pp) und - so die Ausnahme fällt - für pharmazeutische Produkte (20 pp). Die Pharmabranche wäre dann mit einem geschätzten Rückgang der realen Wertschöpfung von 3,6 Prozent die am stärksten betroffene Branche.
Abhilfe = Absatzmarkt und Wettbewerbsfähigkeit sichern
Ziel muss sein, wegfallende Exportnachfrage aus den USA erfolgreich in neue Märkte umzulenken. Dafür braucht es aber große (oder viele kleinere) kaufkräftige Handelspartner und internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Redaktionsschluss: 09.05.2025, Aktualisierung 05.06.2025
Erstellerin: Mag. Bettina Hametner, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG
Quellen: OeNB, Statistik Austria, Mai 2025; ITC
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