Mann im Schnee mit Schaufel sieht in Kamera
© Westend61 / Konstantin Trubavin
Viel zu tun: Starker Arbeitsmarkt, rückläufige Inflation und günstige Finanzierungen

Das Wachstum der EU-Wirtschaft übertraf 2025 bisher die Erwartungen. Zu verdanken ist dies einem Anstieg der Exporte im Vorfeld der angekündigten Zollerhöhungen, aber auch stärker als erwarteten Investitionen.

BIP-Wachstum hat sich stabilisiert

Diverse Vorlaufindikatoren aus Erhebungen der EU-Kommission, Einkaufsmanagerindizes und dgl. deuten darauf hin, dass sich das BIP-Wachstum trotz schwierigem außenwirtschaftlichen Umfeld und anhaltender Unsicherheit im EU-Schnitt auch 2026/27 bei knapp 1,5 Prozent bewegen wird. Die Inflation dürfte sich in den nächsten beiden Jahren marginal höher um den Zielwert von 2 Prozent bewegen.

Rückblick auf die einzelnen Faktoren

Ersparnisse könnten Konsum ankurbeln

Der Konsum wuchs im ersten Halbjahr 2025 etwas langsamer als erwartet. Das Verbrauchervertrauen, das seit Ende 2024 gesenkt war, hat sich jedoch seit dem Sommer stabilisiert, liegt aber immer noch unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.

Das reale verfügbare Einkommen der Haushalte stieg, ebenso die bereits hohe Sparquote. In den Jahren 2026/27 könnte ein langsames Abbau der großen Ersparnisse den Konsum ankurbeln.
 

Die starke Investitionsentwicklung im ersten Halbjahr 2025 ist hauptsächlich auf irische multinationale Unternehmen zurückzuführen. In anderen Ländern war die Investitionstätigkeit eher gering. Für 2026 wird jedoch eine spürbare Belebung erwartet, vor allem durch das deutsche Ausgabenpaket und EU-geförderte Fonds.

Bei den Bauinvestitionen ist die EU-Kommission weniger optimistisch, dort könnte eine größere Expansion länger dauern als ursprünglich gedacht.

Grafik mit Europakarte BIP Wachstum 2025
Quelle: Europäische Kommission, 17. November 2025
Arbeiter am Bau mit Bohrmaschine in den Händen
Zuwanderung aus Nicht-EU-Länder wird immer wichtiger

Die Arbeitslosenquote ist niedrig und sinkt teilweise sogar weiter. Die Zuwanderung aus Ländern außerhalb der EU wird immer wichtiger, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken. Die EU-Analysten erwarten, dass das Beschäftigungswachstum sich etwas verlangsamen wird, während die Wirtschaft insgesamt schneller wächst, was zu einem Anstieg der Produktivität führt.

Gleichzeitig dürfte das Lohnwachstum langsamer werden. Diese Entwicklungen werden dazu beitragen, dass die Lohnstückkosten sinken – das ist gut für die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft.
 

Das öffentliche Defizit in der EU und der Eurozone wird bis 2027 auf 3,4 Prozent des BIP steigen, vor allem wegen höherer Rüstungs- und Zinsausgaben. In 12 EU-Ländern wird das Defizit 2027 mehr als 3 Prozent des BIP betragen.

EU-Länder im Einzel-CHECK

Österreich: Wachstum unter-, Inflation überdurchschnittlich.

Nach zwei Jahren Rezession könnte Österreich 2025 wieder ein moderates Wachstum verzeichnen, gestützt von einem Anstieg der Konsum- und Stabilisierung der Investitionsnachfrage.

Auch die von hohen Energiepreisen und stark steigenden Lohnstückkosten gebeutelte Industrie zeigt langsam vorsichtige Zeichen einer Erholung.

Insgesamt sollte das BIP-Wachstum 2026/27 etwas anziehen. Die Inflation hingegen, die 2025 auf 3,5 Prozent stieg, dürfte sich in den Folgejahren zurückbilden.

Deutschland: Staat kurbelt die Wirtschaft an.

Auch Deutschland kämpft sich aus zwei Jahren des Rückgangs. 2026/27 soll das BIP-Wachstum wieder anziehen, wobei die positiven Effekte des öffentlichen Ausgabenpakets teilweise durch die negativen Auswirkungen der Handelsspannungen auf die Exportdynamik konterkariert werden.

Die expansive Fiskalpolitik und steigende Reallöhne sollten aber den privaten Konsum ankurbeln.

Die private Investitionslaune wird durch die hohe Unsicherheit gedrückt, eine allmähliche Erholung wird mit Besserung der Wirtschaftsstimmung Hand in Hand gehen.

Frankreich: Die Politik bremst.

Staatskonsum, Lageraufbau und Nettoexporte trugen das BIP-Wachstum 2025, während Konsum und Investitionen aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit schwächelten.

Für 2026 rechnet man, dass sich die private Binnennachfrage dank niedrigerer Zinsen etwas erholt und zum primären BIP-Wachstumsträger wird, da Exporte und Staatsausgaben von politischen Einflüssen gebremst sind.

Die für 2027 prognostizierte anziehende Konjunkturdynamik steht unter der Prämisse einer national wie international weniger Unsicherheit schürenden Politk.

Italien: Exporte bremsen, Investitionen schieben an.

Fast ein Prozentpunkt des BIP-Wachstums 2025 geht voraussichtlich auf das Konto der Investitionen, während von den Nettoexporten ein Negativbeitrag in knapp diesem Ausmaß zu Buche schlägt.

Auch 2026/27 dürften die Investitionen für gute Wachstumsbeiträge sorgen. Es zahlt sich aus, dass Italien den EU-Topf für RRF-finanzierte Projekte ausnutzt.

Redaktionsschluss: 17. November 2025
Erstellerin: Mag. Bettina Hametner, Petra Putschögl, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG

Quellen: EU Komission

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