Sachertorte mit Kirsche
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Österreich und die Inflation

Wer sind die Preistreiber, wie knabbert die Teuerungsrate an der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich und was hat es mit dem sogenannten "Österreich-Aufschlag" auf sich?

Standort Österreich verliert an Attraktivität.

Im Jahr 2024 verringerte sich der Inflationsunterschied zwischen Österreich und dem Euroraum kurzzeitig, stieg 2025 aber wieder deutlich an. Das ist problematisch, weil eine dauerhaft höhere Inflation als in anderen Ländern die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs schwächt – besonders für eine kleine, offene Volkswirtschaft, die stark vom Export und damit von vielen Arbeitsplätzen abhängt.

Schneller als im Durchschnitt

Die EZB orientiert sich am Durchschnitt

Das mittelfristige Inflationsziel von 2 % kommt nicht zufällig zustande. Diese Rate gilt allgemein als stabilisierend und gut für die Wirtschaft, weil sie genug Bewegung im System lässt, ohne die negativen Folgen zu hoher Inflation oder das Risiko einer Deflation zu bringen. Es wäre also sehr wünschenswert, dieses Ziel zu erreichen.

Die EZB richtet ihre Geldpolitik nach der durchschnittlichen Inflation im Euroraum, die sich derzeit wieder recht gut um die 2 %-Marke bewegt. Deshalb hält sie den Leitzins aktuell auf einem neutralen Niveau (Einlagensatz 2 %), das weder die Nachfrage bremst noch zusätzlich ankurbelt. Für Österreich, wo die Inflation deutlich über dem Zielwert liegt, ist dieser Zinssatz theoretisch eigentlich zu niedrig.

Inflation im Vergleich
Quelle: IHS, EZB, Eurostat
Wer sind die Treiber?

2024 dämpften staatliche Maßnahmen die Energiepreise noch und bremsten damit die Inflation. 2025 kehrte sich dieser Effekt um.

Treiber sind unter anderem: Auslaufen der Strompreisbremse, Wiedereinführung der Ökostromförderbeiträge, Rückkehr der Energieabgaben auf das frühere Niveau, deutlich höhere Netzentgelte sowie die gestiegene CO₂-Bepreisung auf Treibstoffe und Heizöl. Diese Effekte sind vorübergehend. 2026 fallen sie weg, wodurch die Inflationsrate um bis zu einen Prozentpunkt sinken dürfte – nicht weil die Preise fallen, sondern weil ihre Zuwächse geringer ausfallen. Dienstleistungen tragen weiterhin stark zur Inflation bei. In den letzten zehn Jahren machten sie meist mehr als die Hälfte der Gesamtinflation aus, obwohl ihr Anteil am Warenkorb unter 50 % liegt.


Die WIFO-Prognose geht davon aus, dass die Preisdynamik 2026 hoch bleibt, leicht rückläufig ist. Gründe dafür sind: hoher Arbeitsaufwand, weiterhin kräftige Lohnsteigerungen, geringer Wettbewerb und eine geringere Betroffenheit von internationalen Handelskonflikten im Vergleich zu Waren.

Inflationsbeiträge nach Produkten
Quelle: WIFO
Gibt es tatsächlich den "Österreich-Aufschlag"?

Im Herbst 2025, nach einem Anstieg der Inflation auf rund 4 % und vor den Herbstlohnrunden, rückte der sogenannte „Österreich-Aufschlag“ in den Fokus. Er beschreibt, dass identische Produkte, oft Markenartikel, in Österreich im Durchschnitt teurer sind als in anderen EU-Ländern, besonders in Deutschland – oft um mehr als 25 %. Ursache sind nicht Steuern oder Qualität, sondern vor allem unterschiedliche Vertriebsnetze, was eigentlich dem EU-Binnenmarkt widerspricht.


Arbeiterkammer und Politik setzen sich nun gegen solche territorialen Lieferbeschränkungen ein und fordern mehr Transparenz. Verbraucher sollen Preise vergleichen und bewusst einkaufen, um sich unfairer Preisgestaltung nicht auszusetzen.


Das Phänomen ist nicht neu: Österreich hat aufgrund seines kleinen Binnenmarktes und der geografischen Lage oft höhere Preise. Durch den EU-Binnenmarkt, bessere Markttransparenz und gute Erreichbarkeit gibt es dafür heute jedoch keine wirkliche Begründung mehr. Gleiches Preisniveau wie in anderen EU-Ländern ist daher eine berechtigte Forderung.

Flagge von Österreich weht im Wind am Schiff Hintergrund Donau Wachau

Redaktionsschluss: 7. November.2025
Erstellerin: Mag. Bettina Hametner, Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG

Quellen: IHS, EZB, Eurostat;

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